Vor ein paar Tagen kam unser IT-Manager wie zufällig in mein Büro, murmelte Unverständliches von Lizenzen und Microsoft, vermaß dann mit dem Zollstock das Zimmerfenster und verschwand wieder.

Später dann die Erklärung: Wenn erst die neuen Richtlinien für Softwarepatente von der EU-Kommission in Kraft gesetzt sind, will Microsoft alle seine Rechte wahrnehmen und Lizenzgebühren auf sämtliche Öffnungen in Häuserwänden erheben, auch Fenster oder Windows genannt, wofür man ja bekanntlich Warenzeichen- und Patentschutz genießt.

Unsere Geschäftsleitung hat wie immer schnell reagiert. Als Beratungsunternehmen, das seinen Kunden auch ungewöhnliche Einsparmöglichkeiten aufzeigen will, hat die Berliner Dependance von Hulesch & Quenzel beschlossen, konsequent alle Fenster zuzumauern. Nur das Büro des Geschäftsführers soll ausgenommen sein. Hier wird die ganze Außenwand aus der Fassade entfernt, um gegebenenfalls einen Musterprozess gegen Microsoft durchzuhalten und so auszutesten, wie weit die Gerichte den Windows-Begriff auslegen werden. Allgemein wird ein moralischer Teilsieg über den Softwareriesen erwartet, deshalb nimmt die Belegschaft auch kleinere Unannehmlichkeiten gerne in Kauf.