Der Radiowecker kommt morgens meist mit englischsprachigem Liedgut. Dem verschlafenen und noch besonders sensiblen Hirn prägen sich die ersten Worte des Tages wie mit Meisseln gehämmert ein. So auch heute. Nach dem fünften
foolish pride war ich dann endlich wach - und entspechend erbost über soviel Dumpf
sprechsing. Missionarischer Eifer befiel mich, und deshalb prangere ich nun an. Mit den Top Five der schlimmsten englischen Songtext-Phrasen:
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Platz 1:
"Standing In The Rain"
Ich traue dieser penetrantesten aller Metaphern zu, in nahezu jedem Land und in jeder Sprache der Erde zu nerven - die Sahel-Zone aus naheliegenden Gründen vielleicht ausgenommen. Google findet für die englische Version alleine über 25 Millionen Treffer.
Platz 2:
"Foolish Pride"
Ein ungeschriebenes Gesetz scheint zu fordern, den englischen Stolz ausschließlich mit dem Präfix foolish zu verwenden, obwohl die Zisch-Popp-Konsonantenanhäufung "schprr" in der Mitte jedem verantwortungsbewussten Tontechniker die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Überhaupt ist ein Wunder, dass es noch keine Streichkäsesorte namens "Foolish Pride" gibt. (Oder gibt's die vielleicht doch? *google* Nee, zum Glück nicht.)
Platz 3:
"Waiting For You"
Das Beziehungslied an sich besteht zu hohen Anteilen aus Wartezeiten und deren lyrischer Verarbeitung. Die implizite Vorwurfshaltung ist so universell, dass sich jeder Hörer gleich wie zu Hause fühlt. Mit dieser Formel ist internationaler Charterfolg so gut wie sicher.
Platz 4:
"It's All Over Now"
Diese Allerweltsfeststellung ist in der Regel Ausweis für die unerträgliche Larmoyanz des Sängers. Selbst große Namen tappen in die Belanglosigkeitsfalle. Them und die Stones hatten sie sogar in Songtiteln - da aber beide Coverversionen waren, dürfen sie den Trivialitätenpokal gleich an die beiden Roberts (Womack und Zimmermann) weitergeben.
Platz 5:
"Walking Through The City"
Eine Phrase, die besonders bei deutschstämmigen Textern sehr beliebt zu sein scheint. Beim seligen Berliner Rockwettbewerb, der u.a. im Abhören hunderter schlechter Musik-Cassetten bestand, beklagte sich der in die Jury berufene Max Goldt lauthals und zu Recht darüber, dass die Sänger signifikant häufig durch die City walken. Der BVG hätte das damals schon zu denken geben müssen.
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