Atheist? Keineswegs!
Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich sage: dieser Grabstein ist eine mittlere Sensation. Der große Kirchenhasser Arno Schmidt, selbst immer auf seine Stilisierung als Über-Atheist bedacht, hat sich heimlich auf einem kleinen Dorffriedhof "in Gottes Frieden" beisetzen lassen. Dass das sogar schon zehn Jahre vor seinem Tod geschah, zeigt wie eilig er es damit gehabt haben muss. Jetzt muss Literaturgeschichte umgeschrieben werden, ich rufe Bernd Rauschenbach, Jörg Drews, Jan Philipp Reemtsma und all die anderen Verdächtigen. Was wird jetzt aus der Bargfelder Ausgabe? "Abend mit Goldrand", "Die Schule der Atheisten": können sie weiter als Alterswerk gelten oder waren sie bereits plumpe Fälschungen übereifriger Nachlasswalter? Und erst "Zettels Traum": muss das Hauptwerk künftig vor dem Subtext unterdrückter Frömmigkeit gelesen werden? Leider scheint es so zu sein - als ob dieses Monstrum nicht schon vorher kompliziert genug war ...
simplex - 10. Apr, 21:17
Aber nee, die Literatenkollegen hörten ja alle nur Bebop und Dylan und Klassik, aber nie mal in die Hitparade rein.