Anthropofugale Perspektive

                                                   

"Die Apokalypse steht ins Haus. (...) Hinter der Fassade des Friedenswillens und der endlosen Waffenstillstände gibt es eine heimliche Übereinkunft, ein unausgesprochenes großes Einverständnis: dass wir ein Ende machen müssen mit uns und unseresgleichen, so bald und so gründlich wie möglich - ohne Pardon, ohne Skrupel und ohne Überlebende.

Trost spendet jetzt die Nähe des Unheils, die Gewissheit, dass die Äonen des Ausharrens, der Vorbereitung, der rastlosen Vervollkommnung sich neigen und der Lohn ansteht: Das Ausleiden, das Ausgelittenhaben.

Der wahre Garten Eden - das ist die Öde. Das Ziel der Geschichte - das ist das verwitterte Ruinenfeld. Der Sinn - das ist der durch die Augenhöhlen unter das Schädeldach geblasene, rieselnde Sand."


Wissenschaftliche Texte können so unterhaltsam sein. In seinen "Konturen einer Philosophie der Menschenflucht" erfreut sich Ulrich Horstmann an der baldigen Rückkehr der Menschheit in den Zustand des Anorganischen und hofft (laut Klappentext) voll heiterem Optimismus darauf, dass "die mit den Arsenalen der ABC-Waffen erstmals gegebene Chance, unwiderruflich und erinnerungslos Schluss zu machen mit uns, nicht vertan wird". Nur für stabile Nerven geeignet. (Ulrich Horstmann, Das Untier, Suhrkamp, antiquarisch)
Au-lait - 29. Jun, 14:14

Jüngst was von W.v. Humboldt über Sprachphilosophie gelesen und auch sehr geschmunzelt. Die moderne Wissenschaftssprache ist so fad...

simplex - 30. Jun, 22:00

Habe bislang nur Sachen von seinem Bruder A.v. gelesen, und der konnte ebenfalls richtig gut schreiben. Gar nicht selbstverständlich, das.
und³ (Gast) - 30. Jun, 00:17

diese kulturwissenschaftler immer! rabenschwarze pessimisten allesamt. (musikstil, noch zu gründender: apokalypsencalypso)

simplex - 30. Jun, 21:56

Irgendeine Platte des Titels 'Apocalypso' gibt es, die hab' ich mal auf dem Flohmarkt gesehen. Scheint aber kein Meilenstein gewesen zu sein.
nömix - 30. Jun, 07:58

Ich kenn ja nicht das ganze Buch, nur die zitierte Textpassage. Aber wo sich hier laut Klappentext "heiterer Optimismus" entdecken lassen soll, ist mir nicht ganz klar. Würde da z.B. stehen "voll sarkastischem Humor" oder "ironischem Fatalismus" oder wasweißich, wärs auch nicht falsch.
(hab mich schon öfters gefragt, wer sich diese Klappentexte eigentlich aus den Fingern saugt.)

simplex - 30. Jun, 21:51

Was die Worte 'heiteren Optimismus' angeht, da hab' ich selbst gesaugt. Sinngemäß ist das aber richtig: H. ringt dem bevorstehenden Menschheitsuntergang tatsächlich positive Seiten ab und bleibt in der Rolle. Das darf man dann auch durchaus Sarkasmus nennen. Mir wurde der Spin übrigens erst deutlicher, als ich gesehen habe, dass derselbe Autor auch etliche Bücher über Oscar Wilde herausgegeben hat - den großen Poser und Decadent. Da sollte eine gewisse Verwandtschaft bestehen.

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