Das Boxenluder: ein Nachruf

Die Formel 1 ist für dieses Jahr entschieden, aber so richtig zufrieden kann wohl niemand sein. Nicht mal wegen der blamablen Leistungen der Deutschen, auch nicht wegen der RTL-Werbeschikanen (durch die alleine sich die Massen künftig wieder mehr dem Minigolf zuzuwenden dürften). Nein, es fehlt immer mehr der spezielle F1-Appeal, die es bis in die 80er hinein noch gegeben hat. Da waren die Fahrer Kerle mit Koteletten, risikobereit bis zur Idiotie, Playboys durch und durch, Horden von Frauen überall, und wenn nach dem Rennen die Kameras abgeschaltet wurden, ging im Fahrerlager die Post ab. Nichts genaues, aber man hörte so einiges.

Heute beobachten wir in Watte gepackte Familienväter beim gelangweilten im-Kreis-fahren, die nach dem Rennen zum Kamillenteeschlürfen in ihren Motorhomes verschwinden, einer professioneller und konzentrierter als der andere. 10 Stunden vor und nach dem Rennen wird der gesamte Umkreis der Rennstrecke abgefilmt und live übertragen, und wenn die Kameras dabei wider Erwarten einen Rockzipfel erhaschen können, dann gehört er meist Verona Dingsda, die irgendein blödes Produkt bewerben muss. Und falls nicht, schreien alle Skandal und Boxenluder. So kann sich natürlich kein Exzess entfalten. Und liebe Bildzeitung, das B-Wort habt ihr leider erst erfunden, als die Spezies fast ausgestorben war, und jetzt ist es zu spät. Schade eigentlich, denn die Formel 1 hat inzwischen nicht mehr Sex-Appeal als ein Stapel LKW-Reifen.

Manche sagen es liegt an den Namen. Wenn man schon mal Fahrer wie Jackie Ickx, Emerson Fittipaldi oder Jody Scheckter hatte, dann fällt es freilich schwer, Leute wie "M. Schumacher" und "den Ralf" in den Rang von Rockstars zu erheben - egal wie schnell sie fahren, das ist für wirkliche Faszination eher Nebensache.

Man hört ja auch, dass sich immer mehr Frauen dafür interessieren, über Gummimischungen und Aerodynamik zu diskutieren. Vielleicht liegt es ja daran, dass aus einem komplett irrationalen, von ein paar durchgeknallten Wahnsinnigen betriebenen Männersport ein durchdachtes familientaugliches Nachmittagsprogramm geworden ist.

Ich persönlich denke ja, dass es an den Koteletten liegt. Spätestens seit mit Heinz-Harald Frentzen der letzte Backenbartträger unter den Fahrern das Feld verlassen und obendrein geheiratet hat, ist die F1 zu der sterilen Populärwissenschaft geworden, die sie jetzt ist. Jede Ära hat eben die Sportarten, die sie verdient.

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