Unter Schichten: Gestern beim Zeitungslesen
Ahh, Unterschicht. Man darf wieder Unterschicht sagen. Nachdem selbst in der SPD nur noch von sozial Schwachen geredet werden durfte. Das ist fast schon beruhigend, nachdem doch vor wenigen Monaten das einst so unbeliebte und jetzt schmerzlich vermisste Bürgertum spurlos verschwunden ist. Aber die gute alte Unterschicht gibt es wenigstens wieder. Bald darf man zu den bildungsfernen Schichten vielleicht sogar wieder Prolls sagen.
Zufrieden möchte der Leser zum Wirtschaftsteil weiterblättern, da plötzlich der schmerzhafte Gedanke: Gehöre ich etwa selbst schon zu dieser Unterschicht? Selbst sein will das nämlich niemand, merke: Unterschicht sind immer die anderen. Aber wie kann ich mich von Unter- abgrenzen, wenn ich definitiv nicht Ober- bin? Reicht es aus, sonntags in der FAZ zu blättern und einen Manufactum-Katalog zu besitzen? Bekomme ich Abzüge für die indiskutablen Cowboy-Stiefel, oder einen Schichten-Bonus für das Markenklopapier (vier Schichten)?
Drängende Fragen. Und auch das Alphatier lässt sich vernehmen: "Kanzlerin Merkel (CDU) mahnte mehr gesellschaftliche Verantwortung aller Bürger an." Autsch. Das es schon so schlimm ist, hätte ich dann doch nicht gedacht. Und welche Bürger denn? Sind doch alle eingespart, outgesourct und abgewickelt!
Doch halt, dort erscheint Franz Müntefering, Retter der Begrifflichkeit, und rückt die Dinge gerade: "Es gibt keine Schichten in Deutschland. Es gibt Menschen, die es schwerer haben." Was ein Glück, nur lauter Einzelfälle. Also alles wie vorher. Warum nicht gleich so.
Zufrieden möchte der Leser zum Wirtschaftsteil weiterblättern, da plötzlich der schmerzhafte Gedanke: Gehöre ich etwa selbst schon zu dieser Unterschicht? Selbst sein will das nämlich niemand, merke: Unterschicht sind immer die anderen. Aber wie kann ich mich von Unter- abgrenzen, wenn ich definitiv nicht Ober- bin? Reicht es aus, sonntags in der FAZ zu blättern und einen Manufactum-Katalog zu besitzen? Bekomme ich Abzüge für die indiskutablen Cowboy-Stiefel, oder einen Schichten-Bonus für das Markenklopapier (vier Schichten)?
Drängende Fragen. Und auch das Alphatier lässt sich vernehmen: "Kanzlerin Merkel (CDU) mahnte mehr gesellschaftliche Verantwortung aller Bürger an." Autsch. Das es schon so schlimm ist, hätte ich dann doch nicht gedacht. Und welche Bürger denn? Sind doch alle eingespart, outgesourct und abgewickelt!
Doch halt, dort erscheint Franz Müntefering, Retter der Begrifflichkeit, und rückt die Dinge gerade: "Es gibt keine Schichten in Deutschland. Es gibt Menschen, die es schwerer haben." Was ein Glück, nur lauter Einzelfälle. Also alles wie vorher. Warum nicht gleich so.
simplex - 16. Okt, 20:38