Post vom Wähler
Sehr geehrte Parteivorsitzende,
liebe Kanzlerkandidaten,
sicherheitshalber stelle ich mich nochmal vor: ich bin der Wähler. Letzten Sonntag, Sie erinnern sich vielleicht, hatten Sie mich um meine Meinung gebeten, und Sie haben Ihre Antwort erhalten.
Leider musste ich im Laufe dieser Woche aufgrund Ihrer Reaktionen feststellen, dass mein Wählervotum offenbar stark erläuterungsbedürftig ist. Nehmen Sie deshalb bitte folgendes zur Kenntnis:
Ihr - nicht mehr ganz so ergebener -
Wähler
(Der vom letzten Sonntag. Sie erinnern sich vielleicht dunkel.)
liebe Kanzlerkandidaten,
sicherheitshalber stelle ich mich nochmal vor: ich bin der Wähler. Letzten Sonntag, Sie erinnern sich vielleicht, hatten Sie mich um meine Meinung gebeten, und Sie haben Ihre Antwort erhalten.
Leider musste ich im Laufe dieser Woche aufgrund Ihrer Reaktionen feststellen, dass mein Wählervotum offenbar stark erläuterungsbedürftig ist. Nehmen Sie deshalb bitte folgendes zur Kenntnis:
- Wenn ich einen Kanzler behalten will, lieber Herr Schröder, dann gebe ich ihm gewöhnlich die Mehrheit, um die er mich gebeten hat. Daran kann ich mich nun in Ihrem Fall überhaupt nicht erinnern. Ihre Rechenspielchen mit den Unionsparteien finde ich da wenig beeindruckend. Ich soll Sie doch nicht etwa für einen jämmerlichen Ferengi halten, oder?
- Sie, liebe Frau Merkel, können sich dagegen voll bestätigt fühlen: 25 % für alle hatte Herr Kirchhof gefordert, also auch 25 % für die CDU. Da war ich ziemlich nahe dran. Kein Grund also, Ihre Wunderwaffe so schoflig in die Wüste zu schicken.
- Glauben Sie alle bloß nicht, dass ich große Koalitionen toll finde. Sowas hätten wir ab urbe condita jederzeit billig haben können. Machen Sie sich das also bitte nicht ganz so leicht.
- Wenn ich Ihre nibelungischen Koalitionsversprechen ernstgenommen hätte, liebe gelbe und grüne Partei, dann hätten Sie jeder 40 % von mir bekommen. Haben Sie aber nicht. Also bewegen Sie Ihre lausigen 8 - 10 % gefälligst dahin, wo's am besten passt. Und zicken Sie nicht rum, das ödet mich an.
- Ihnen, lieber Herr Gysi und Herr Lafontaine, habe ich Ihre Stimmen bestimmt nicht dazu gegeben, damit Sie sich darauf ausruhen. Bevor Sie sich also stolz und planvoll die Hintern auf der wohldotierten Oppositionsbank plattdrücken, sehen Sie lieber zu, ob Sie den Ihren nicht doch zu etwas nütze sein wollen. Nur dasitzen und rummosern hat mich noch nie beeindruckt.
Ihr - nicht mehr ganz so ergebener -
Wähler
(Der vom letzten Sonntag. Sie erinnern sich vielleicht dunkel.)
simplex - 22. Sep, 21:46