Manche Buchautoren gehen einfach zu weit. Als Abdul Alhazred in seinem monströsen Necronomicon allzu deutlich beschrieben hatte, was er in der verbotenen Stadt gesehen hatte, wurde er aus Rache von unsichtbaren Dämonen zerfleischt. Und Corinne Maier wird demnach irgendwann kopfüber in einem Aktenvernichter enden.

Der Schaden, den Madame Maier unzähligen intelligenten und unterforderten Bürojobbern zugefügt hat, ist enorm: Da bauen sie mit der Akribie von Performancekünstlern jahrelang eine Attitüde aus gutgelaunter innerer Emigration, professioneller Idleness, heiterer Resignation und süffisanter Distanz zu ihren Arbeitgebern auf - und dann kommt eine geschwätzige Französin, schreibt alles auf und verdient damit MILLIONEN. 'Bonjour, paresse', deutsch 'Die Entdeckung der Faulheit', von Corinne Maier.

Schon sehr lange bewundere ich Bryan Ferry's unbeugsamen Willen zur stilvollen, beinahe schon obszönen Dekadenz. Und der ist offenbar erblich, denn sein Sohn Otis wurde gerade wegen tätlichen Angriffs auf Tony Blair festgenommen. Für Angriffe auf TB gäbe es sicher viele gute Gründe, aber Young Ferry tat's nicht wegen Irak-Krieg oder Sozialabbau: erst Labours Fuchsjagd-Verbot vermochte den gerechten Zorn des Gesinnungs-Adligen zu entfachen.

In der Royal Albert Hall gab es gerade einen Cream-Reunion-Auftritt. Wer sie damals mochte, fand es klasse, alle anderen fragen ihre Eltern, wer Cream waren. Bleibt nur eines offen: Was meinten die edlen Greise, als sie 1967 ihren mysteriösen Titel SWLABR veröffentlichten:

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Sure We Learned Abbreviating Big Rubbish

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She Was Like A Bearded Rainbow

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Manchmal erfährt man bei Google mehr über die transatlantischen Beziehungen als aus der Zeitung. Europa aus der Sicht der Amerikaner.

Der US-amerikanische Tourist hat's aber auch ohne die Spezial-Kartografie seiner Landsleute nicht leicht in der Welt. Wo er auftaucht, werden ihm unangenehme Gespräche über Irak-Krieg, Folterungen, Kyoto-Protokoll, internationalen Gerichtshof oder die eher schlichte Intelligenz seiner Häuptlinge aufgedrängt. Der Leidensdruck ist so hoch, dass er sich freiwillig verkleidet - als sympathischer Kanadier. Das komplette Tarn-Set samt Sprachimitationsführer gibt es bei t-shirtking zu kaufen. Die Süddeutsche berichtet in diesem Zusammenhang, dass etliche US-Bürger erst auf diese Weise von ihrem Nachbarland erfahren haben: sie hielten Kanada zuvor für einen US-Bundesstaat.

Das Kuschelparty-Thema hat durch anhaltende Saccharose-Vorwürfe aus dem BDSM-Lager völlig neue Aspekte gewonnen und muss dringend neu verhandelt werden: Und wenn Sie in Berlin wohnen, Herr Marmann, dann können Sie es gleich selbst ausprobieren, und zwar fast umsonst.

Auf Betreiben der Unternehmensberatung Hulesch & Quenzel setzen die Verkehrsbetriebe jetzt nämlich neue Linienbusse ein, deren Volumen eher großen PKW's entspricht. Drei Türen, kaum noch Sitze, nur die Matratzen fehlen noch zur rollenden Kuschelparty. Auf den vielgenutzten Linien erreicht die Zärtlichkeit wochentags gegen 16:30 Uhr ihren Höhepunkt. Knutschen Sie kantige Kinderwagen, knuddeln Sie knurrende Kampfhunde, werden Sie intim mit prallgefüllten Einkaufstaschen voll mit roher Schweineleber, tauschen Sie innige Berührungen aus mit stark parfümierten Rentnerinnen und lassen Sie sich von Ihren Mitreisenden ganz fest gegen den alkoholbetäubten Andersbemittelten in der hinteren Reihe schmiegen. Dann werden Sie sehen, dass Kuscheln auch den ganz Harten noch etwas zu bieten vermag. BDSM is nix dagegen!

Nach der Love-Parade jetzt auch noch die Mai-Krawalle: Berlin wird zunehmend unattraktiv für den Jugendtourismus.

Selbstverständlich gibt es alle Bands aus der BritPop-Umfrage wirklich, was glaubt Ihr denn. Manche kenne ich sogar persönlich. Bremen Nacht z.B. sind ein sympathisch-desorientiertes Postpunk-Trio aus Birmingham. Als sie im vergangenen Jahr unter ihrem damaligen Namen Moles Unlimited durch Deutschland tourten, haben sie sich nach ihrem Bremer Gig auf dem Rückweg zum Hotel in der U-Bahn verirrt und sind erst vierzehn Tage später in Hamburg wieder aufgetaucht. Zurück auf der Insel haben sie sich dann zutiefst beeindruckt umbenannt, um dann ... - Wie, Bremen hat gar keine U-Bahn? Da könnt Ihr mal sehen, wieviel Beck's die verklappt haben müssen, die Schluckspechte! Echtma!

Die Consulting-Agentur Hulesch & Quenzel hat für ihren Klienten Hertha BSC ein ungewöhnliches Motivationsprogramm ausgearbeitet. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Beobachtung, dass die Mannschaft vor allem bei Spitzenspielen zu Höchstform aufläuft, gegen zweitklassige Gegner aber eher nachlässig wirkt. Hulesch & Quenzel riet deshalb dazu, die Spieler in dem beständigen Glauben zu lassen, sie spielten gegen den FC Bayern. Den Anfang macht das nächste Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg: Im Berliner Stadtgebiet wurden bereits täuschend echt wirkende Spitzenspielplakate aufgehängt, und Dieter Hoeneß überredet derzeit die Wolfsburger dazu, am 7. Mai in rot-blauen Bayern-München-Trikots aufzulaufen. Der Hertha-Manager erhofft sich nebenbei auch höhere Einnahmen aus dem Top-Zuschlag auf den Ticketpreis. Für verstörte Wolfsburger Schlachtenbummler sollen Notunterkünfte und psychologische Betreuung gestellt werden.

Cargo-Kulte sind ja an sich schon sehr unterhaltsam, aber hier ist einer, der funktioniert hat. (scheinschlag ist ansonsten eine angesehene Berliner Stadtteilzeitung mit anti-architektonischer Grundhaltung)