Schwerathletik

Der Budenzauber, den Andre Heller nächstes Jahr zur Fußball-WM veranstalten soll, wird jetzt schon eifrig "Kultur-WM 2006" genannt. Das wird Ingo Insterburg freuen. Der ist seit dreißig Jahren unangefochtener Weltmeister der Kunst und erhält damit erstmals die Gelegenheit, seinen Titel zu verteidigen. Auf Kunstrasen, versteht sich.

Ohne Gurt

                                                   

"Hast Du keinen Nietengürtel
bist Du nichts in Deinem Viertel
keine Chance dabei zu sein."


Und ich würde sogar anfügen: "Es ist nicht leicht, ein Punk zu sein." Montreal werden dies und anderes am Donnerstag im Kato zum besten geben. Pogo im Dienste der Messegesellschaft, kaum zu glauben, aber es ist so. Wo hab' ich nur meinen Nietengürtel hingekramt...

Stoffwechselprodukte in der Erlebnisgastronomie

                                                   

"Was bringst Du denn da, Siegfried?"
"Darf ich Dir, Roy, diesen dicken Tigerkötel an die Backe kleben?"
"Aber bitte, Siegfried!"
"Danke, Roy!"

(Volli und Robi auf Radio Fritz, schon lange her)


Ein nordchinesisches Restaurant bot seinen Gästen Tigerfleisch an, was artenschutzbedingt natürlich auch in China verboten ist. Bei der Razzia gestand der beschuldigte Gastronom den erstaunten Ordnungshütern, dass er zum Erreichen eines typischen Aromas lediglich Eselsfleisch in Tigerharn mariniert hat. Man muss sich eben zu helfen wissen. (via Süddeutsche)

Aber eine gewisse Verunsicherung bleibt, ob sich die preiswerte Urinaden-Technik nicht schon längst weltweit durchgesetzt hat. Wer weiß schon so genau, wie der Küchenchef Jägerbraten und Zigeunerschnitzel zubereitet. Darf man dafür etwa Waidmänner rösten oder fahrendes Volk meucheln? Eben.

Irrwege der Hauptbehaarung II

Als "Sonnenallee" gedreht wurde soll Leander Haußmann große Schwierigkeiten bekommen haben, jugendliche Statisten mit langen Haaren zu finden. Mittlerweile sind selbst klassische Zentren der üppigen Manneshauptbehaarung - wie etwa die italienische Fußballnationalmannschaft - keine zuverlässigen Garanten für original 70er-Jahre-Gefühl mehr. Nur bei den Argentiniern laufen bisweilen noch echte Matten auf, weshalb ich ihnen bei der WM auch kräftig die Daumen drücken will. Aber ein Ende des Trends ist in Sicht: Der für seine Scouting-Kompetenz berühmte Otto-Versand bildet im neuesten Katalog dieses Prachtexemplar ab. Da werden Stoppelfrisuren schon bald keine Chance mehr haben.
 
 
 
 

Die Politikerflut in Dresden I

                                                   

"Als am Sonntag die Wahllokale in den anderen Wahlkreisen geschlossen wurden, haben wir uns noch nichts dabei gedacht. Bald wurde aber klar, dass das Ergebnis äußerst knapp ausgefallen ist, und dass unser Wahlkreis Dresden I die gesamte Bundestagswahl entscheiden würde. Und wir waren ja zwei Wochen später dran als alle anderen.

Erst einmal passierte nichts. Aber schon am frühen Montagmorgen waren alle Zufahrtsstraßen nach Dresden blockiert von den vielen Schwerlastwagen. Die Fuhrunternehmer brachten Wahlplakate aus allen Teilen der Republik zu uns, damit wir besser informiert wären und unsere Wahlentscheidung souveräner treffen könnten. Dass die Stadt bereits mit Plakaten zugepflastert war, störte sie nicht besonders. Sie fanden immer noch ein freies Stück Wand. Eine meiner Freundinnen konnte drei Stunden lang ihre Wohnung nicht verlassen, weil ein Wahlkampfteam der FDP ein Großplakat über ihre Haustür gedübelt hatte. Auf die Fenster nahm man schon gar keine Rücksicht: Die meisten Dresdner mussten in diesen schrecklichen zwei Wochen auf Tageslicht in ihren Wohnungen verzichten. Ich selber hatte mich auf dem Weg nach Hause verlaufen, weil ich die Straßen nicht mehr wiedererkannt habe.

Vom Montagabend an kamen dann die Politiker. Später zählte man, dass sie viel zahlreicher waren als die Dresdner Einwohner, ganz so wie im Winter die Skitouristen in einem Tiroler Bergdorf. Da wurden die Unterkünfte knapp, und vor den Hotels spielten sich groteske Szenen ab. Spitzenpolitiker aus ganz Deutschland balgten sich um die verbleibenden Betten, und die Parteizentralen boten den bereits gebuchten Touristen horrende Summen für einen Logierverzicht. Schließlich musste die Stadt mehrere Turnhallen als Notunterkünfte für die politische Klasse bereitstellen.

Mein erster persönlicher Wahlberater klingelte mich am Dienstagmorgen aus dem Bett. Es war Herr Schulz von der SPD. Er kam aus Berlin, hatte dort seinen Wahlkreis knapp gewonnen, und wollte jetzt in Dresden viel Gutes tun. Er würde mich jetzt zwei Wochen lang begleiten und mir Entscheidungshilfe bei meiner schwierigen Wahl am Sonntag geben. Auf dem Weg zur Arbeit - ich arbeite als Helferin in einer kleinen Zahnarztpraxis - trafen wir auf Herrn Wegner von der CDU. Wie sich herausstellte, kam er aus dem gleichen Berliner Wahlkreis wie Herr Schulz, war dort knapp unterlegen, und wollte jetzt alles wettmachen, indem er mir zwei Wochen lang wertvolle Hinweise zur Bundestagswahl geben würde. Beide hatten jetzt viel Zeit für mich und kamen mit in die Praxis.

Mein Chef, der Zahnarzt, staunte nicht schlecht, als ich in Begleitung der beiden Herren eintraf, aber schon nach wenigen Minuten stellten sich drei andere Politiker vor, die nun ihn in den kommenden Tagen beraten wollten. Erst versuchte er tapfer, sie zu ignorieren. Als er dann ins Wartezimmer sah, waren dort etwa 70 Menschen versammelt. Aber es waren nur zehn Patienten darunter, die anderen waren ihre gerade eingetroffenen Wahlberater der verschiedenen Parteien. Mit wütendem Kraftaufwand warf mein Chef alle persönlichen Politiker aus der Praxis heraus, aber es half alles nichts: Manche kletterten durch das Toilettenfenster wieder herein, andere klingelten an der Tür, klagten über plötzliche Zahnschmerzen und baten um eine Notbehandlung. Es wurde ein schrecklicher Tag, aber Herr Bahr von der FDP, der mich seit mittags ebenfalls bei meiner Entscheidung unterstützen wollte, sagte, das wäre gar nicht so schlimm, wenn nur eine liberale Regierungsbeteiligung sichergestellt werden könnte. Dann würde nämlich alles besser.

Zu sehr unschönen Szenen kam es dann in der Mittagspause, als sich auch noch Herr Staffelt, ebenfalls von der SPD und aus Berlin, bei mir vorstellen wollte. Herr Bahr und Herr Wegner protestierten erwartungsgemäß, aber auch Herr Schulz meinte, aus sozialdemokratischer Sicht wäre hier alles in besten, nämlich in seinen Händen. Da wurde Herr Staffelt handgreiflich und unterlag nach kurzem Kampf, nur am Sakko von Herrn Schulz fehlte fortan ein Ärmel, was ihm ein sehr verwegenes Aussehen gab.

Es wurde ein anstrengender Arbeitstag. Als wir endlich wieder zu Hause ankamen (was nicht einfach war, da Straßenschilder und Gebäude bis zur Unkenntlichkeit zuplakatiert waren), fanden wir vor meiner Haustür zwei Damen mittleren Alters vor, die sich gegenseitig an den Haaren zogen. Es stellte sich heraus, dass sie mir bei der Wahrnehmung meines Bürgerrechts am nächsten Wahlsonntag behilflich sein wollten, die eine von den Grünen, die andere von der PDS. So blut- und schlammverkrustet wie sie waren habe ich sie aber nicht in die Wohnung gelassen.

Der Abend mit den Vertretern der etablierten Parteien verlief erstaunlich harmonisch. Herr Schulz kochte, Herr Bahr wusch ab, und Herr Wegner wollte mir aus der Zeitung vorlesen. Nachdem ich sie später hinauskomplimentiert hatte, sank ich erschöpft ins Bett.

Da hatte ich aber die Rechnung ohne die Jungsozialisten gemacht. In kleinen Grüppchen tauchten sie mit ihren Wandergitarren unter den Fenstern auf, um den unentschlossenen Wählern Ständchen zu spielen. Im Chor sind sie schrecklich! Eine verzweifelte Nachbarsfamilie, die es nicht mehr ausgehalten hat, ist geschlossen in die SPD eingetreten, um fortan nicht mehr als wankelmütig zu gelten. Sie wurden dann auch tatsächlich in Ruhe gelassen, doch es half ihnen nichts, da die Junge Union auf dieselbe Idee kam und in der folgenden Nacht mit einem kernigen
"Schwarzbraun ist die Haselnuss" auf den Lippen unsere Straße heimsuchte. Als etwas später auch noch die Multi-Kulti-Sound-Systems der Grünen hinzukamen, war an Schlaf nicht mehr zu denken."


Im Wahlkreis Dresden I wird erst zwei Wochen später gewählt. Da dies durchaus die Wahl entscheiden kann, wird in dieser Zeit mit einer Vollversammlung der bundesdeutschen politischen Kaste in Elbflorenz gerechnet, eine Katastrophe, die die Elbflut vor drei Jahren deutlich in den Schatten stellen dürfte. Simplex empfängt telepathische Botschaften aus der nahen Zukunft.

Jetzt sind Sie schon wieder am Zug

Neues von der Mehrzweck-Parole! Nachdem SPD und CDU beide mit dem tollen Zug-Slogan angetreten sind ...

... hat die CDU über Nacht den Block der Einheit verlassen:

Und schlagartig werden dem Wähler die gegensätzlichen Positionen bewußt. Ist das schon Impact-Bloggen? Simplex klagt an, und Plakatwände stürzen ein. Wenn die Parteien sich doch nach der Wahl genauso flink bewegen würden!

Die Werbefritzen, denen das PR-Desaster anzulasten ist, sind erst recht nicht zu beneiden. Ausgangsposition: "Ich möchte so gerne Dein Hinterbänkler sein! Bitte, bitte, wähl mich in den Bundestag! Dann lass' ich auch dieses häßliche Plakat wieder abbauen und gebe vier Jahre Ruhe!" Diese Botschaft zum medialen Großereignis aufzupusten ist auch für den abgebrühtesten Promotion-Profi ein ganz hartes Brot.

Fachbesucher / 18,- € das Stück

Nun ist die IFA vorbei und die Schaumschlägerei der Hersteller hat ein Ende. Totalvernetztes Heim, HDTV mit ungeklärten Normen und dafür ohne Mitschneidemöglichkeit, digitales Radio ohne Senderangebot, immer neue kopiergeschützte Endgeräte mit fragwürdigem Nutzen - keine Sau will das haben. Dass die Unterhaltungsindustrie immer forscher am Kunden vorbeiprescht, zeigt sich besonders schön an den auf N24 übertragenen Fachvorträgen über die neuen und angeblich so unverzichtbaren Technologien. Die wurden nämlich von verkleideten Studenten besucht, die dafür jeweils 18,- € von der Messe Berlin bekommen haben. Eine köstliche Recherche in der taz.

(Eigentlich wollte ich ja auf die IFA-Seite mit der von Arcor geklauten Rothaar-Schnecke verlinken, aber die fordern allen Ernstes im Intro dazu auf, IE oder Netscape zu benutzen. Hallo? Erde an Funkausstellung! Geht's noch gut? Firefox, Opera, schon mal gehört? Was ein armseliger Haufen Amateure!)

Nicht Gott noch Nudel

Morgens um vier hatte ich eine Erscheinung. Das Fliegende Spaghetti-Monster offenbarte mir sein wahres Angesicht und sprach also zu mir: "Ich bin der Schöpfer des Universums und aller Dinge darin. Gehet hin und leget Zeugnis ab von meinen Taten."

Unsinn? Keineswegs! Vielmehr die subtile Rache der Aufrechten an den Kreationisten, jenen fundamentalchristlichen Eiferern, die im Biologieunterricht den biblischen Schöpfungsmythos an Stelle der Evolutionslehre durchsetzen wollen. Dort muss nun auch die Erkenntnis vom Fliegenden Spaghetti-Monster (FSM) ihren Platz finden.

Rein formell gesehen haben die FSM-Anhänger sogar intellektuelle Unterstützung von US-Präsident Bush erhalten, der sich gerade für die "nicht-evolutionären Schöpfungserklärungen" ausgesprochen hat. Mit der spontanen Gründung der Kirche des FSM dürfte er dabei nicht gerechnet haben.

Aber nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Die Anhängerschaft des FSM wächst weltweit, tausende von Pastafaris haben sich auf der Webseite des FSM-Gründers Henderson dazu bekannt. Selbst die Wikipedia wird zum tagesaktuellen Forum über die neuesten Offenbarungen. Eine deutschsprachige Bekennerseite ist im Aufbau. Preiset die Nudeln.

Der Puma und Du

"Lauf niemals weg, wenn Du einem Puma gegenüberstehst. Versuche lieber größer zu erscheinen. Öffne dazu weit Deine Jacke." - Dieses Wissen hat der Welt gefehlt. Im Worst Case Scenario Handbook lernen wir nicht nur Pumas, Haie und Alligatoren abzuwehren, sondern auch Steissgeburten im Taxi abzuwickeln, Luftröhrenschnitte zu setzen, Flugzeuge zu landen und zwischen fahrenden Motorrädern hin und her zu springen.

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Ist Chef von hier verstorben ? ;))
der vergessene Diktator - 18. Okt, 06:50

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