Neues vom Idler

Lange schon werde ich nicht müde, das britische Fachmagazin The Idler, das sich mit der Kultur der Untätigkeit befasst, allen Arbeitsmarktteilnehmern wärmstens ans Herz zu legen. Besonders schön sind die alten Printausgaben aus der Zeit vor dem großen Netz (mit der Schnecke im Logo und Kolumnen wie "Idle Pleasures No. 4: Staring Out Of The Window").

Da Konsequenz zu den wichtigsten Tugenden des engagierten Müßiggängers gehört, hat Idler-Herausgeber Gavin Pretor-Pinney den nächsten Schritt getan und die Gesellschaft zur Würdigung von Wolkenformationen ins Leben gerufen - und damit den Kanon der schrägen britischen Obsessionen um das Cloudspotting bereichert.
Wolkengucken ist natürlich idle wie nix - aber die Gesellschaft verfolgt auch hehre Ziele. Z.B. gibt es ein Manifest, das die Bekämpfung des banalen und nichtswürdigen Blauer-Himmel-Denkens fordert. Und schließlich ersetzt das Wolkenbetrachten jeden Rorschach-Test und hilft damit, die Ausgaben für den Psychiater zu sparen. Über 5000 Mitglieder weltweit können einfach nicht irren.

Aus meiner Hose

Mit dem Kauf der neuen Trainingshose bin ich auch stolzer Besitzer dieser Pflegeanweisung geworden, die unauffällig im linken Hosenbein angebracht war. Wenn doch alle Bedienungsanleitungen so leicht verständlich wären.

469,- Euro für jeden

Professionelle Seelenkundler nennen das wohl den Halo-Effekt, wenn ein einzelner Eindruck alle anderen überstrahlt. Eine Studie des IZA der Uni Bonn hat jedenfalls festgestellt, dass die Deutschen ihre wirtschaftliche Situation während der WM und besonders nach den deutschen Spielen deutlich besser einschätzten als sonst. Die Forscher können das sogar beziffern: Um 469,- € reicher fühlte sich der euphorisierte Germane während der WM.

Für die Zukunft der Republik können wir daraus nur lernen. Die kollektiven Räusche müssen öfter kommen. Da ist der Vorstoß der FIFA zu zweijährigen WM-Intervallen noch viel zu kurz gegriffen - zweimal WM pro Jahr wäre durchaus angemessen. Das Volkseinkommen würde dadurch um 78.203.874.000,- € jährlich ansteigen, und nach nur 17 Jahren wäre die gesamte Staatsverschuldung abgetragen. Ab dem 18. Jahr könnte man damit beginnen, Nachbarländer dazuzukaufen, Holland zum Beispiel. Alles rein psychologisch, versteht sich.

Wobei noch ein Haken bleibt: wie würde sich der germanische Wirtschafts-Furor wohl entwickeln, wenn künftig unverhofft und gegen alle Tradition auch mal die anderen gewinnen, Holland zum Beispiel. Grässliche Vorstellung! Vielleicht ist der Vier-Jahres-Rhythmus doch ganz in Ordnung.

Die schlimmen Fünf

Der Radiowecker kommt morgens meist mit englischsprachigem Liedgut. Dem verschlafenen und noch besonders sensiblen Hirn prägen sich die ersten Worte des Tages wie mit Meisseln gehämmert ein. So auch heute. Nach dem fünften foolish pride war ich dann endlich wach - und entspechend erbost über soviel Dumpfsprechsing. Missionarischer Eifer befiel mich, und deshalb prangere ich nun an. Mit den Top Five der schlimmsten englischen Songtext-Phrasen:

                                                   

Platz 1:
"Standing In The Rain"
Ich traue dieser penetrantesten aller Metaphern zu, in nahezu jedem Land und in jeder Sprache der Erde zu nerven - die Sahel-Zone aus naheliegenden Gründen vielleicht ausgenommen. Google findet für die englische Version alleine über 25 Millionen Treffer.

Platz 2:
"Foolish Pride"
Ein ungeschriebenes Gesetz scheint zu fordern, den englischen Stolz ausschließlich mit dem Präfix foolish zu verwenden, obwohl die Zisch-Popp-Konsonantenanhäufung "schprr" in der Mitte jedem verantwortungsbewussten Tontechniker die Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Überhaupt ist ein Wunder, dass es noch keine Streichkäsesorte namens "Foolish Pride" gibt. (Oder gibt's die vielleicht doch? *google* Nee, zum Glück nicht.)

Platz 3:
"Waiting For You"
Das Beziehungslied an sich besteht zu hohen Anteilen aus Wartezeiten und deren lyrischer Verarbeitung. Die implizite Vorwurfshaltung ist so universell, dass sich jeder Hörer gleich wie zu Hause fühlt. Mit dieser Formel ist internationaler Charterfolg so gut wie sicher.

Platz 4:
"It's All Over Now"
Diese Allerweltsfeststellung ist in der Regel Ausweis für die unerträgliche Larmoyanz des Sängers. Selbst große Namen tappen in die Belanglosigkeitsfalle. Them und die Stones hatten sie sogar in Songtiteln - da aber beide Coverversionen waren, dürfen sie den Trivialitätenpokal gleich an die beiden Roberts (Womack und Zimmermann) weitergeben.

Platz 5:
"Walking Through The City"
Eine Phrase, die besonders bei deutschstämmigen Textern sehr beliebt zu sein scheint. Beim seligen Berliner Rockwettbewerb, der u.a. im Abhören hunderter schlechter Musik-Cassetten bestand, beklagte sich der in die Jury berufene Max Goldt lauthals und zu Recht darüber, dass die Sänger signifikant häufig durch die City walken. Der BVG hätte das damals schon zu denken geben müssen.

Pope: 1, Pop: 0

Der Papst-Besuch in Bayern sorgt bereits jetzt für ordentlichen Aufruhr. Für die Gottesdienste kommen schon kapazitätsmäßig nur die Neue Messe und das Islinger Feld in Frage. Tausende gebrechliche Gemeindemitglieder sind untröstlich, weil das Mitbringen von Krücken und Stühlen aus Sicherheitsgründen verboten sein wird. Etliche Schwangere haben ihre Absicht bekundet, im Angesicht des Papstes gebären zu wollen, und es werden Ambulanzen vor Ort sein, die auf solche Fälle vorbereitet sind. Der Papst selbst wird in den sechs Tagen hintereinander so viele Kirchen und Klöster von innen sehen, dass ihm schwindelig davon werden dürfte, und für seinen Bruder wird er einen knappen halben Nachmittag haben. Kontemplation sieht anders aus. Das ist das eine.

Gleichzeitig ergehen sich aus Jubiläumsgründen einige Zeitungen über das so großartige allerletzte Beatles-Konzert in San Francisco. Da sollen lästigerweise welche gekreischt haben. Elf Songs lang, dann flog das Quartett schnell wieder nach Hause. Außerdem wird mitleidheischend der unerträgliche Tourstress geschildert, der es den gepeinigten Künstlern fortan unmöglich machte, weitere Konzertreisen anzutreten. Der Begriff Weichei wird vermieden.

Wir nicken verständnisvoll. Und stellen seufzend fest, dass die Alleinseligmachende die Popkultur einmal mehr gründlich übertrumpft.

Gestalt-Therapie

Die Gestalt ist ein schillernder, geradezu glamouröser Begriff. Seit Jahrtausenden zerbrechen sich die Philosophen über ihr Verhältnis zur Wirklichkeit den Kopf. Die Seelenkunde widmet ihr gar eine eigene Gestaltpsychologie. Gleichzeitig haftet der Gestalt auch immer etwas Stellvertretendes, Symbolisches, Archetypisches an. Einer großen Stadt kann es da nicht egal sein, welche Gestalten mit ihr verbunden werden. Aber wer sind Berlin-Gestalten? Harald Juhnke? Der Eckensteher Nante? Oder gibt es modernere Alternativen? Solche Grundlagenprobleme lassen die FDP nicht ruhen, selbst jetzt in so schwierigen Zeiten, wo doch gerade Wahlkampf ist, stellen sie in selbstloser Weise auf vielen Plakaten neue Berlin-Gestalten zur Diskussion. Man muss ihr das hoch anrechnen. Das gibt's ja heute kaum noch.

Allmächt II - Rattig wie d'Sau

Da nun gerade vom Franken an sich die Rede war - die Fränkin ist auch nicht ohne, besonders wenn sie sich rattig fühlt, wie man dort so sagt. Gerne tauscht sie sich dann mit der Kollegin per eMail über ihr Intimleben aus und klickt dann auf den Verteiler 'Alle Mitarbeiter'. Das sind immerhin bis zu 95.000, wenn so was bei der Nürnberger BA passiert. Ein solch erfrischender Briefwechsel kursiert gerade heftig und ist z.B. hier nachzulesen.

nanus vulgaris und seine Retter

WikipediaSo ein Sommerloch ist im Prinzip eine feine Sache. Da werden in den Zeitungen die kleinen Absurditäten plötzlich ganz weit nach vorne gespült, und oft kann man auch alte Bekannte aus früheren Hundstagen wiedertreffen. So wie die Nanologen, die wie man weiß der Wissenschaft vom Gartenzwerg nachgehen. Aus Protest gegen die zunehmende Einengung der zwergischen Lebensräume organisieren sie sich nach französischem Vorbild in Befreiungsfronten, um gemeinsam Zwerge aus ihren umzäunten Gefängnissen zu holen und sie anschließend in Kolonien bis zu 100 Exemplaren in die Freiheit von Wald oder Park zu entlassen. Aus rein philanthrnanophilen Gründen, versteht sich. Umso trauriger ist es da, dass die Polizei oft mit den hartherzigen Vorgartenbesitzern gemeinsame Sache macht und nicht nur die gerade glücklich befreiten Wichtel wieder unter das Joch liefert, sondern auch noch mit strafrechtlichen Mitteln gegen die Robin Hoods der Gnomenwelt vorgeht. Doch die Bewegung wächst. Neue nationale Befreiungsfronten sind in Italien, der Schweiz und in Spanien aktiv geworden. Das stolze französische Original findet sich hier.

Allmächt!


Der Frangge, gerade der aus der Bareither Gegend, kennt nur zwei 'b', des harde un des weiche. Zu schärferen Konsonanten lässt er sich niemals hinreissen, nicht mal im Stau und selbst wenn's bressiert. Feiner Zug.

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