Welschehahn und Morkepütz

Die Umbenennung der bislang namenlosen "unbewirtschafteten Rastanlagen" (vulgo: Autobahnklo) war der FAZ heute eine Feuilleton-Meldung wert. Das Verkehrsministerium wünschte sich bei der Namensgebung Landschaftsbezug (d.h. zu der Landschaft, die dort jeweils zubetoniert wurde), und so geschah es. Jetzt kann der sensible deutsche Kulturmensch viel befreiter aufs Gas treten in der Gewissheit, seine Stoffwechselprodukte in Godshorn zurückgelassen zu haben. Oder Hummelskopf. Oder Morkepütz. Und eben nicht auf irgendeinem anonymen Pisten-Pissoir.

Pulmologie brutal

"Ja, wie gesagt, CT sollten wir mal bei Ihnen machen. - Wie, Strahlenbelastung? Och ja, wie man's misst, fliegen Sie einmal übern Atlantic, dann haben Sie die gleiche Belastung wie beim CT. - Wussten Sie eigentlich, warum München hohe Schwebstaub-Belastung hat und Köln nicht? In Köln stehen die Meßcontainer in Parks und Grünanlagen, nur die Münchner waren so blöd, die Dinger direkt auf die Straße zu stellen. - Was hatte Ihnen Professor Furry damals nochmal verschrieben? Roferin. Hat's denn geholfen? Na, wenigstens etwas. Rattengift, sage ich Ihnen, pures Rattengift, das kegelt mir in drei Jahren noch Ihre Blutwerte durcheinander, aber gibt ja nix anderes. - Zum CT gehen Sie dahinten links quer durch die Radiologie. Viel Spaß mit den Kollegen."

Mein Lungenarzt. Goldig, oder?

An der Zeitschiene

Erwähnte ich, dass unser Geschäftsführer ein Anhänger moderner Management-Techniken ist? Im Moment verarschen ihn alle, indem sie bei seinen Meetings möglichst oft das Wort 'Zeitschiene' erwähnen, was ihm natürlich nicht auffallen darf. Unter seinen Paladinen laufen einige Wetten darauf, wer die meisten Zeitschienen unterbringen kann, ohne Verdacht zu erregen. Ich hab' auch mitgemacht, musste aber nach der dritten Zeitschiene wegen plötzlichen Runzelns der Führungskraftstirn fix das Thema wechseln. Und der Wochenrekord liegt schon bei sieben Zeitschienen hintereinander. Ob er was ahnt?

Mando Oasis

Die beste Oasis-Single kommt zur Zeit von Mando Diao, da hilft's auch nicht, dass die Gallaghers gestern in Berlin waren und um unser aller Zuneigung buhlten. Zu gerne hätte ich Liam bei der Zugabe am Hosenbein gezupft und höflich gebeten, jetzt doch endlich God Knows zu spielen, weil doch alle schon drauf warten. Der Gesichtsausdruck hätte mich interessiert. War mir dann aber doch zu teuer.

Invasion der Tupperware

Wer mit einer oder mehreren Frauen eine Küche teilt, kennt das Problem: Es fängt harmlos mit einem kleinen Döschen für Oliven oder ähnliches an und endet irgendwann in einer alles erstickenden Lawine von raumgreifendem wiederverschließbaren Kunststoffkrimskrams.

Widerstand ist zwecklos. Kaum hat man mal eins von den brüllbunten Ungetümern unauffällig im Backofen eingeschmolzen oder im Gartenteich versenkt, kommt vielfacher Nachschub. Und das Tupper-Imperium schlägt zurück: die neuesten Modelle sind so hitzeresistent, dass man Kuchen drin backen kann.

Der nicht endenwollende Zustrom neuen Tuppergeschirrs hat einen Ursprung namens Tupperparty. Das sind konspirative Treffen tupperabhängiger Frauen mit ihren gewissenlosen Dealerinnen, bei denen sie in einen Zustand kaufwütiger Raserei verfallen, der dem Blutrausch des Piranhas nicht unähnlich ist. Dass man für den Preis einer original Plasteschüssel dasselbe Gerät aus labortauglichem Vollsilikatglas, Wedgwood-Porzellan oder vergoldetem Edelstahl erstehen könnte, ficht die Käuferinnen nicht an. Gemeinsam mit ihrer Agentin lernen sie absurde Argumentationsketten auswendig und entwickeln verdeckte Erwerbsstrategien, üppiges gegenseitiges Schenken z.B. ist sehr beliebt.

Gegen soviel perfide Logistik ist man machtlos, und selbst das allwissende Web scheint zu versagen. Es werden so viele seltsame Männerselbsthilfegruppen gegründet, da könnte sich doch eine davon mit der Abwehr kreischfarbenen Küchenkunststoffs befassen. Ist doch wohl nicht zu viel verlangt.

Feuchtigkeit für Fahrradfreunde

Der Drang des Durchschnittsdeutschen, seinen Mitmenschen auf die Nerven zu gehen, schwindet keineswegs, wenn er sich auf ein Fahrrad setzt. Im Gegenteil: Da hätten wir den Öko-Märtyrer, der sich moralisch weit über Auto-, Bus- und Bahnfahrern stehend und dadurch zur Diagonalüberquerung von Hauptverkehrskreuzungen befugt wähnt, und dabei stets heftige Schimpf-Emissionen auf die verdutzt auf alle Bremsen tretenden motorisierten Klassenfeinde wirft. Weiterhin der Typ Fahrrad-Kurier in cooler Fantasie-Uniform, dem die Ellenbogen an allen Körperteilen und Schutzblechen wachsen, und für den der Fußgänger generell unter die Kategorie unwertes Leben fällt. Und schließlich der heftig transpirierende Sportfahrer in seinem operettenhaft leuchtenden Viskose-Kostüm, den auch ein perfekt asphaltierter Radweg nicht vom Radeln auf der möglicherweise kopfsteingepflasterten Bundesstraßenmitte abhalten kann, denn hier geht's ums Prinzip.

Alle diese reizenden Zeitgenossen haben eines gemeinsam: sie treffen sich heute in Berlin zur großen Fahrrad-Sternfahrt. Und seit 10 Uhr prasseln abwechselnd und unablässig Regen, Hagel und Gewitter aufs Stadtgebiet herab. Das Leben kann so schön sein, wenn es hin und wieder doch noch ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit gibt (wobei diese theistische Feststellung Simplicii Existenzialismus-Ranking um einige Punkte nach unten reissen dürfte).

Aufruf zur Tatenlosigkeit

Ich erwähnte ja bereits am Rande das brillante englische Fachmagazin für Müßiggang, "The Idler". Als man es vor etlichen Jahren noch gedruckt erhalten konnte, gab es nicht nur kauzige Rubriken rund ums Nichtstun ("Idle Pleasures, No 3: Staring Out Of The Window"), sondern auch jede Menge kulturhistorische Rechtfertigungen für allumfassende Untätigkeit: Bertrand Russell und Oscar Wilde wurden ebenso als Kronzeugen angerufen wie einige sehr skurrile Punkmusiker.

Nun hat "Idler"-Herausgeber Tom Hodgkinson ein Buch verfasst, in dem er die Essenz seines beeindruckenden Wissens über die Faulheit vor den künftigen Nichtstuern ausbreitet. Das ist ebenso unterhaltsam wie nützlich, so etwa die Anleitung, wie man eine Bürotoilette zum Mittagsschlaf umfunktioniert. Allerdings muß es enorm viel Arbeit gemacht haben, dieses Buch zu schreiben, und das mindert seinen Glanz in meinen Augen etwas. Dennoch: wenn Mme. Maier vor zehn Jahren in einer Ausgabe des "Idler" geblättert hätte (was in Frankreich wahrscheinlich so gut wie unmöglich war), hätte sie mit der "Entdeckung der Faulheit" nicht bis zu ihrem 39. Geburtstag warten müssen. "Anleitung zum Müßiggang" von Tom Hodgkinson, bei zweitausendeins.

Der Laserquirl Deines Vaters

Die Süddeutsche macht sich angesichts der aktuellen StarWars-Euphorie Gedanken über die alternative Nutzung von Laserschwert-Energien. Unkrautjäten wäre auch noch eine Möglichkeit. Wenn das Lord Helmchen wüßte.

Sheik Haroun repariert ein Kabel

Wir bei Hulesch & Quenzel werden von unserem Arbeitgeber in jeder Hinsicht gefordert, gerade was die Kreativität angeht. Die subtile Zusammenstellung von völlig ungeeigneten Möbeln und viel zu kurzen Kabeln sorgte in Verbindung mit einem Lötkolbenverbot ganz nebenher für die Entwicklung wegweisender Verbindungstechnologien und damit für einen enormen Innovationsschub.

Auf dieser einzigartigen und noch geheimen Fotodokumentation demonstriert unser IT-Management die bahnbrechende neue Methode der "Bitterkalten Lötung". Alles was man braucht, ist eine schartige Schere, Tesafilm und ein Stück altes Kabel aus Armeebeständen. Anlass war übrigens die Verlängerung meines PC-Boxenkabels, das die beiden Lautsprecher kurzerhand hinter den Tisch gefetzt hat, wenn ich die Schreibtischplatte auf mehr als Kniehöhe hochgestellt habe. Das verlängerte Kabel funktioniert jetzt prima, und ich kann damit sogar Polizeifunk hören. (Bevor es dazu kam, hatte die Geschäftsleitung allerdings prüfen lassen, ob der Effekt des Boxen-von-der-Tischplatte-Fetzens nicht patentwürdig sein könnte. Man weiß ja nie.)

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der vergessene Diktator - 18. Okt, 06:50

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