Vom unanständigen Krypto-Heimitismus

Darf man eigentlich guten Gewissens Autoren lesen, die schon tot sind? Da übt die Buchmesse gerade beträchtlichen moralischen Druck aus, angesichts der Heerscharen der noch lebenden, leidenden und darbenden Schriftsteller, denen doch viel mehr Aufmerksamkeit zu wünschen wäre. Die, wie am Wochenende in der Süddeutschen zu lesen war, durch Schreibblockaden, Alkohol, Dresscodes, Büchermessen, andere Autoren und ähnliche Plagen schwer in ihrer Existenz bedroht sind. Einer von ihnen musste gar eine Sonntagszeitungsseite lang mitansehen, wie die unverkäufliche Restauflage seines Romans geschreddert wurde. Das weckt reflexartig Mitleid beim Verbraucher, der sich beschämt vornimmt, den Zeitgenossen mehr Beachtung zu schenken. Dann tags darauf zwei Artikel über Maxim Biller und Rainald Goetz gelesen. Beschlossen, dass Mitleid völlig unangebracht ist. Und deshalb beherzt - die vielen hübsch aufgetürmten cellophanierten Neuerscheinungen kalt in der Buchhandlung zurücklassend - zum nächsten Ziegel des leider schon toten Heimito von Doderer gegriffen. Geschieht ihnen recht.



Doderers Anhänger heißen ganz offiziell Heimitisten, nach dem ulkigen Vornamen, welcher wiederum ein Diminuitiv von Heimo ist. (Welcher, wiederum, bereits in naher Zukunft gemeinsam mit Konrad und Edgar schwerstens in Mode kommen wird. Bestimmt.)

Und Krypto-Heimitisten sind Literaturfreunde, die in der U-Bahn Schutzumschläge für ihre Bücher verwenden, um nicht von zeitgenössischen Autoren angepöbelt zu werden, die bekanntlich zu hunderten in den öffentlichen Verkehrsmitteln herumlungern und eifersüchtig die Lektüre der Fahrgäste beäugen.

Die Doderer-Gesellschaft stellt auf ihrer Webseite allerlei Material zum Kennenlernen ihres Namensgebers bereit. Simplex stellt immerhin die Information bereit, dass "Die Merowinger oder Die totale Familie" eines der bizarrsten und komischsten Bücher deutscher Sprache ist.

Firmenwagen fatal

Die Wahl des richtigen Dienstfahrzeugs kann von erheblicher Bedeutung für Ihren beruflichen Erfolg sein. - Nein, das ist nicht pc und da macht man auch keine Witze drüber. Ganz unerklärlich, dass jemand über so etwas lachen kann. Wir wenden uns in Abscheu ab und ... gn.. gnblpruuustgacker, ähem, 'tschuldigung. (Dank an Al Mistigo)

Im Tempel der Übersetzung II

                                                   

"Enttäuschte ich dich
Oder einen schlechten Geschmack in deiner öffnung lassen
Du fungierst wie du hattest nie Liebe
Und du wünschst mich außen gehen
Brunnen ist sie…"

U2 - One, in den Klauen von Google-Translate


Das Misserfolgsgeheimnis von Googles automatischer Übersetzung ist ein ebenso komplizierter wie geheim gehaltener Algorithmus, der den Rechner stets die unpassendste aller möglichen Vokabeln wählen lässt. Zu dieser Übersetzung einer Strophe aus U2's "One" würde ein Analytiker Freud'scher Prägung sicher einiges über unterdrückten Sexualtrieb und anal-regressive Phase des Urhebers sagen können, der doch nur eine Maschine ist. Allein schon Brunnen für "well", später auch mit schöner Hartnäckigkeit immer wieder Bügel für "temple", was den Handgriff der Liebe zu einem geläufigen Gast auf google-übersetzten Webseiten macht. Unter "love-handles" versteht der Engländer allerdings etwas ganz anderes: die beiden griffigen Speckröllchen nämlich, die sich seitlich oberhalb der Hüften all derer ansammeln, die nicht mehr so superschlank sind. Letzteres hat mir übrigens erst eine menschliche Dolmetscherin anvertraut. Soweit gehen Googles Dienste dann doch nicht.

Battles - Atlas

Erstaunlich. Da hat mich doch wirklich mal etwas beeindruckt. Lange nicht passiert. Zuerst gesehen bei nicorola.

The Making of Schwerbehinderte

                                                   

"Die Einstellung von Schwerbehinderten kann nur noch in den für alle geltenden Grenzen stattfinden. Zugänge sind fast ausschließlich aus dem Potential der bereits Beschäftigten zu erwarten, weil sie im Laufe ihres Berufslebens schwerbehindert werden."

Aus einem Senatsbericht über die Erfüllung der Schwerbehindertenquote



Die Welt des Sozialgesetzbuchs IX ist eine fremde und sonderbare. Aber die Sentenz von der Selbstrekrutierung des Versehrtennachwuchses leuchtet ein: Wenn die Schwerbehindertenquote im Betrieb noch nicht erfüllt ist, sind die Arbeitsbedingungen einfach noch nicht hart genug.

Im Tempel der Übersetzung

                                                   

"Mit dem Feuer der Feuerwerke auf der Oberseite von mir
mit Gewehr für eins gemocht
und einem Schießen für die Hand.
Du läßt Schmerz für Abdeckung im Handgriff der Lieben laufen.
Du läufst noch für andere
jedoch von selben.
Für den Wind vorbei
Brand
mein Name auf diesem Land.

Im Handgriff die Liebe du zusammen
du Dissimulate
Schmerz draußen glaubend
und gefürchtet.
Aber jemand baut dich
Zeit
festsetzend
schmal zusammen.
Und die Risse, die es schrie, regnen auf Wänden.
Bis zu gemochten Augen.
Im Handgriff der Lieben: Wie ein
Donner
Schrei
glänzen wie Regen
im Handgriff der Lieben:
meine Kennzeichnung zu hören
zu hören mein Name."


Googles automatische Übersetzungsfunktion macht selbst aus völlig sinnfreien englischen 80er-Jahre-Texten schwere deutsche Nachkriegslyrik von Celan'scher Hermetik. Wenn man einen kleinen Umweg über das Französische nimmt, wird es noch schöner. (zum Original)

Gewalt ist keine Lösung

                                                   

"Jeder Staat wird auf Gewalt gegründet."

Leo Trotzki


"Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen."

Isaac Asimov


"Seit 1980 ist Gewalt Mitglied der CDU."

wikipedia.de

From the heavy german language

Gestern waren wir ja beim Bastian Sick seine Show. Extra von Arbeit nach dem Schiller-Theater gefahren. Das Apostroph (sic(k)!, der kleine Semikolon da oben) hat's ihm ja ganz besonders angetan, vor allem, wenn man es mit dem Genitiv zusammenbappen tut. Aber letzterer war schon tot als wir kamen, der Konjunktiv lag ebenfalls schon im Sterben, und dem Dativ seine Schuld war das gewesen. Der Rest war dafür recht lebendig: viele kleine Zwiebelfische schwammen von Malllorca bis nach Cran Ganaria, von Nutelja bis ins ferne Arbeitu, scheinbar sogar vierzehntägig. Großer Sport.

42 Ex-Papisten koffern deutsche Vita voll

Mysteriös. In München sind sind sinnfrei gefälschte Bild-Schlagzeilen in Umlauf, wenige merken's, am allerwenigsten die Bild-Leser. Aber die Süddeutsche, die jedoch auch keine rechte Erklärung dafür weiß. Das Auftauchen bizarrer Verschwörungstheorien dürfte aber nur noch eine Frage der Zeit sein (man denke, dreiundzwanzig, schauderschauder).

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